So beugen Sie sozialen Konflikten in Ihrer Praxis vor

Schwelende Konflikte im Praxisteam zu ignorieren und auszusitzen könnte kontraproduktiv sein: Ein Konflikt kann irgendwann eskalieren und Sie viel Energie und Irritation kosten. Sinnvoller ist es, sich frühzeitig und sachlich mit einem drohenden Konflikt auseinanderzusetzen. Oftmals beruht dieser auf einem Missverständnis, das erkannt und geklärt werden kann.

 

Missverständnisse klären & Stress umgehen

„Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse“ (Antoine de Saint-Exupéry).

Doch ist es wiederum die Sprache, die uns dazu verhilft, Missverständnisse zu erkennen, sie zu klären und uns damit Stress zu ersparen. Voraussetzung dafür: Wir zeigen uns offen und bereit, über eigene und fremde Handlungen, Motive und Überzeugungen nachzudenken. Gut möglich, dass dabei sogar positive Aspekte der Gegenseite zu finden sind.

Häufig liegt die Ursache für Missverständnisse darin, dass man Äusserungen einer Teamkollegin, einer Vorgesetzten oder eines Patienten interpretiert und diese eigene Interpretation fälschlicherweise für wahr hält. Um dem vorzubeugen, ist es hilfreich, immer wieder nachzufragen, wie die Praxiskollegin oder der Chef seine Äusserung genau meint. So überprüfen Sie, ob Sie richtig verstanden haben, worauf die/der andere abzielt.

 

Folgende Übungen können Ihnen dabei helfen, Zickenkrieg in Ihrer Praxis zu reduzieren und soziale Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen:

 

Perspektivwechsel: Versetzen Sie sich in einer Konfliktsituation in die Lage Ihrer Kollegin oder Ihrer Vorgesetzen. Was würden Sie an ihrer Stelle denken und wollen? Wie würden Sie sich in ihrer Position fühlen? Schlüpfen Sie einen Moment lang z.B. in die Schuhe Ihrer Chefin bzw. Ihrer Mitarbeitenden. Welche neuen Erkenntnisse gewinnen Sie dadurch? Dieser Wechsel der Perspektive kann Ihnen helfen, ein besseres Verständnis für Ihr Gegenüber zu entwickeln. Das kann oft auch Ihren eigenen Stress reduzieren und neue Lösungen offenbaren.

Zentrum der Welt: Sollten Sie in die Situation kommen, in der Sie sich durch eine Äusserung oder einen Vorwurf von jemandem aus Ihrem Praxisteam persönlich angegriffen fühlen, dann atmen Sie in dem Moment tief ein und aus. Zählen Sie bis 10. Denken Sie sich dann: „Ich bin der Mittelpunkt meiner Welt. Genauso ist mein Gegenüber der Mittelpunkt ihrer bzw. seiner Welt.“ Dieser Gedanke verschafft Ihnen sofort Distanz zum vermeintlichen Angriff. Fragen Sie dann nach, wie die Äusserung bzw. der Vorwurf gemeint war. Bleiben Sie sachlich.

Gewinnen Sie Zeit: Wenn Sie sich in die Enge getrieben fühlen oder in einem Konflikt Zeit zum Nachdenken gewinnen möchten, nutzen Sie folgende Formulierung: „Dazu kann ich im Moment gerade nichts sagen. Ich möchte mir zuerst noch in Ruhe paar Gedanken machen und komme dann auf dich zu“.

 

Wenn Sie es schaffen, Missverständnisse zeitnah zu klären und in der Konfliktkommunikation auf der sachlichen Ebene zu bleiben, bilden Sie nicht nur ein angenehmes Arbeitsklima, das die Motivation und Produktivität Ihrer Mitarbeitenden erhöht, sondern fördern darüber hinaus Ihre persönliche Resilienz und die Ihres gesamten Praxisteams.