Ohne Pausen keine Leistung
Resiliente Menschen wissen, dass sie immer wieder Zeiten der Regeneration benötigen. Bevor ihre Akkus leer sind, gönnen sie sich Pausen oder Auszeiten, um Energie zu tanken. Klingt simpel, ist aber im Berufsalltag und vor allem in selbstständiger Praxis oft nicht so leicht umzusetzen. Zu lang scheint die Liste an Aufgaben und Anforderungen. Es läuft das Programm Beschleunigung, Effizienzsteigerung und Arbeitsverdichtung. Pause? Keine Zeit. Durcharbeiten. Doch halt! Unsere höchstmögliche (kognitive) Leistungsfähigkeit liegt nicht bei einem maximalen, sondern bei einem mittleren Aktivationsniveau. Nimmt unsere Anspannung immer weiter zu, sackt unsere Leistung irgendwann rapide ab, weil wir überfordert sind.
Deshalb frühzeitig das Pausenglöckchen timen.
Durch regelmässige Pausen und Auszeiten erhalten wir uns nicht nur unsere volle Leistungsfähigkeit, sondern werden auch stressresistenter und können besser mit Unvorhergesehenem umgehen. Ausgeruht und leistungsbereit, erschüttern Schwierigkeiten und Rückschläge uns weniger stark, als wenn wir ohnehin bereits auf dem Zahnfleisch laufen. Sorgen wir gut für uns und machen regelmässige Pausen und Auszeiten stärken wir damit unsere Resilienz.
Balance zwischen Leistungsbereitschaft und Selbstfürsorge
Wie viele Pausen machen Sie im (Praxis-)Alltag? Als Faustregel kann man sagen, dass nach einer 90-minütigen Arbeitsphase eine kurze Pause sinnvoll ist und in der Mitte des Arbeitstags (also bei einem 8-Stundentag nach 4 Stunden) eine etwa ½-stündige Pause eingelegt werden sollte. Diese Pausen sollten ungestört sein und dazu dienen, dass Sie abschalten und durchatmen, lachen, essen, trinken und sich bewegen. Wenn Ihre Arbeitsumgebung Ihnen die Möglichkeit dazu bietet, legen Sie einen power nap ein oder gehen Sie an die frische Luft.
Viele Wege führen zur Regeneration und mehr Resilienz
Zum Mittagessen kein Husch-Husch-Sandwich mit parallelem trouble shooting, Dokumentenscreening, Mailcheckerei oder schwierigen Führungsthemen. Achten Sie stattdessen genau darauf, was Sie essen. Identifizieren Sie die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen Ihres Essens, spüren Sie die Konsistenz und Textur der Nahrung, lassen Sie sich viel Zeit und trinken Sie ausreichend. Kauen Sie gründlich und achten Sie darauf, wann Ihr Körper Ihnen ein Sättigungssignal gibt. Essen Sie nicht weiter, wenn Sie satt sind – auch wenn das Essen noch so verlockend oder tröstend erscheint.
Switch off Smartphone, Internet, Social Media, TV (sogar Netflix!), Radio usw. Kultivieren Sie stattdessen lieber ein relaxtes soziales Miteinander im Team. Lachen erlaubt!
Teilen Sie Ihren MitarbeiterInnen und Kollegen mit, dass Sie jetzt Pause machen und nicht verfügbar sind. Hängen Sie den „PAUSE“-Zettel an die Tür Ihres Rückzugsorts oder an Ihre Stirn. Je verbindlicher Sie sich Ihre Pause vornehmen und dies so kommunizieren, desto besser. Denken Sie daran: Sie leben so Ihren Mitarbeitenden auch das gute Beispiel vor und stärken damit auch indirekt deren Resilienz.
Gönnen Sie Ihren angestrengten Augen eine Pause. Finden Sie im Alltag passende Momente, in denen Sie zwischen den Behandlungen Ihre Instrumente niederlegen und schauen Sie zum Fenster raus in die Ferne. Einfach nur schauen und atmen. Ohne etwas produzieren zu müssen.
Kurzferien home made: Gehen Sie auf eine Traumreise. Setzen oder legen Sie sich bequem hin, atmen Sie tief in den Bauch ein und aus, lassen Sie Ihre Gedanken kommen und gehen und versetzen Sie sich an einen Ort, an dem Sie sich wohlfühlen.
Powern Sie sich beim Sport so richtig aus. Anschliessend ein gutes Stretching und eine wohltuende Dusche oder Entspannungsbad. Wirkt stresslösend und muskelrelaxierend.
Ob Regen, ob Schnee: Verbringen Sie Zeit im Freien und nehmen Sie die Natur mit allen Sinnen wahr. Schauen Sie zu, wie die Blätter eines Baumes sich im Wind wiegen oder der See Wellen schlägt – das kann sehr entspannend sein.
Wann haben Sie sich zum letzten Mal mit Ihrer Freundin oder Ihrem besten Freund ausgetauscht? Greifen Sie zum Smartphone, skypen Sie oder am besten raus zum gemeinsamen Spaziergang.
Seien Sie auf der Hut vor dem schlechten Gewissen, das sich melden könnte, wenn Sie sich Zeit für sich selbst reservieren. Wenn Sie anfangen abzuwägen, „Steht mir die freie Zeit tatsächlich zu oder steht die Zeit doch vielleicht meinen Mitarbeitenden, den Patienten, den KG’s, meiner Familie oder meinen sonstigen Verpflichtungen zu?“, dann lassen Sie mich Ihnen Folgendes dazu sagen: Dieses Abwägen ist eine Falle, in die Sie besonders leicht hinein tappen, wenn Sie daran gewöhnt sind, die Bedürfnisse anderer Menschen über Ihre eigenen Bedürfnisse zu stellen.
Wer seine eigenen Bedürfnisse nicht kennt oder ständig hinten anstellt, läuft irgendwann leer oder brennt aus.
Resiliente Ärzt*Innen und Zahnärzt*Innen entwickeln Selbsterlaubnisse, die es ihnen erleichtern, Arbeitszeiten trotz des potentiell grenzenlosen Arbeits- und Aufgabenpensums zu begrenzen.
Nichts ist selbstloser als sich eine Pause zum Auftanken zu gönnen.
Ihre gute Selbstfürsorge nützt nicht nur Ihnen selbst, sondern auch
mittelbar Ihren Patienten
Ihren Mitarbeitenden,
Ihrem Partner / Ihrer Partnerin
Ihren Kindern
Ihren Freunden u.a.m.
Und sie wirkt erwiesenermassen produktivitätssteigernd.
Warten Sie nicht so lange bis Ihre Arbeit Ihnen keinen Spass mehr macht oder die Pause dann erzwungenermassen und für mehrere Monate als Patient in einer Klinik stattfindet.
Terminieren Sie Ihre Pausen, taxieren Sie sie als „heilig“ und verteidigen Sie sie mit Händen und Füssen. Durch Ihren eigenen Verschleiss können Sie weder strukturelle, noch personelle oder prozessbasierte Defizite kompensieren.
Beobachten Sie mal genau, was Ihnen guttut, wann Sie sich erholt und aufgetankt fühlen. Finden Sie heraus, wie Sie Ihre Arbeitsumgebung optimaler gestalten können, was Ihrer Psyche und Ihrem Körper nutzt, wie Sie abschalten und Eindrücke bzw. Konflikte verarbeiten können. Sie stärken damit Ihre Resilienz.