Wie Sie Ihre Praxismitarbeitenden stärken
„Oh, nein! Jetzt ist Jessica schon wieder krank! So ein Mist!!“ Darauf folgt: „Manu, wir müssen Jessica’s Patienten heute absagen.“ ?
Und schon beginnt der Arbeitstag in der Praxis mit zeitaufwändigem Rumtelefonieren, Patienten-Rumschieben & zusätzlicher Aufgabenlast für die verbleibenden Mitarbeitenden.
Doch welchen Beitrag können Sie als Vorgesetze*r Ihrer Praxis leisten, damit Sie von solchen Situationen möglichst selten erleben?
Die Wissenschaft zeigt deutlich, dass Chefinnen und Chefs am Arbeitsplatz einen erheblichen Einfluss auf ihre Mitarbeitenden haben. Das ist gut! Denn so haben Sie die Möglichkeit als Führungskraft einen signifikanten Beitrag zu leisten, um die Resilienz und gleichzeitig die Motivation, Leistungsbereitschaft und Loyalität Ihrer Mitarbeitenden zu stärken. Zum Beispiel über Ihr Führungsverhalten und Ihre Vorbildfunktion.
Ihr Führungsverhalten beeinflusst die Widerstandsfähigkeit Ihrer Mitarbeitenden
Als Vorgesetzte*r nehmen Sie direkten Einfluss über Ihr Führungsverhalten, also über die Art und Weise, wie Sie mit Ihren Mitarbeitenden kommunizieren und umgehen. Mitarbeitende berichten deutlich seltener von Stress und Erschöpfung, wenn die Beziehung zu ihrem Chef bzw. ihrer Chefin positiv, von Vertrauen, Empathie und gegenseitiger Unterstützung getragen ist.
Empathie als Schlüsselfaktor
Empathie bezeichnet die Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellungen und die Gefühlswelt anderer Menschen einzufühlen. Das dies eine wichtige Fähigkeit für Führungskräfte ist, liegt auf der Hand. Neuerdings misst die Wissenschaft der Empathie allerdings eine noch viel höhere Bedeutung und Priorität zu als bisher angenommen. Weit entfernt von einem „Kuschelkurs“ in punkto Führung kann empathisches Führungsverhalten erwiesenermassen zu signifikanten Geschäftsergebnissen, mehr Mitarbeiterengagement und erhöhter Mitarbeiterbindung führen. Viele gute Gründe also, weshalb es für Sie als Vorgesetzte*n lohnend ist, diese Fähigkeit bei sich zu pflegen und sie weiterzuentwickeln.
Als Chef*in können Sie Ihrem Personal auf folgende zwei Arten mehr Empathie entgegenbringen:
- Durch kognitives Einfühlungsvermögen die Gedanken anderer berücksichtigen („Wenn ich an ihrer/seiner Stelle wäre, was würde ich jetzt denken?“).
- Sich mit emotionaler Empathie auf die Gefühle einer Person konzentrieren („In ihrer/seiner Lage zu sein, würde mir das Gefühl XY geben.“).
Durch Empathie und damit Wertschätzung Ihres Personals fördern Sie als gute Führungskraft das psychische Wohlbefinden und tragen entscheidend dazu bei, dass sich Absenzen in Ihrer Praxis mässigen, ein starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit entwickelt wird und auch Burn-out keinen fruchtbaren Boden erhält.
Ihre Vorbildfunktion beeinflusst die Resilienz Ihres Personals
Für Ihr Team spielen Ihre Einstellungen und Ihr Verhalten als Vorgesetzte*r eine immense Rolle. Nur wenn Sie als Führungskraft selbst resilient sind, können Sie auch Ihr Personal stärken. Von zentraler Bedeutung ist, wie Sie als Chef*in selbst mit Stress und dem Thema Gesundheit umgehen und ob Sie durch Ihre Selbstführung als Vorbild und Inspiration für das Verhalten Ihrer Mitarbeitenden taugen. Denn von dem Moment an, in dem Sie die Praxis betreten, werden Ihre Handlungen und Ihr Verhalten konstant beobachtet und bewertet. Was Mitarbeitende von Ihnen als ihrer Führungskraft hören, wird mit dem verglichen, was Sie tun. So auch in Bezug auf Ihre Art, Stress zu bewältigen. Wenn Sie sich als Chef*in mental stark, flexibel und stressresistent verhalten, lernt das Personal an Ihnen als Modell und tut es ebenso.
Sie als Vorgesetzte*r setzen den Standard und sind nicht allein für die berufliche, sondern auch für die persönliche Weiterentwicklung in Ihrem Team beispielgebend. Deshalb ist es als Führungskraft zentral, mit bewusstem und resilientem Denken, Handeln und Verhalten den Teammitgliedern Orientierung zu geben.
Möglicherweise scheint dies jetzt wie eine anstrengende Zusatzaufgabe, die Sie als Praxisoberhaupt noch mehr unter Druck setzen könnte als Sie es sowieso schon häufig sind. Überhöhte Erwartungen an sich selbst zu stellen, ist weder sinnvoll noch zielführend. Der Ansatz von Minischritten hingegen schon.
Meine Empfehlung für Sie: Nehmen Sie sich eine ganz kleine Sache vor, bei der Sie vorbildlich sein wollen. Setzen Sie sich diese kleine Sache täglich bewusst auf Ihren Radarschirm und kultivieren Sie sie in kleinen Schritten, jedoch beharrlich. Die ausdauernde Umsetzung trägt bald erleichternde Früchte in der Praxis, denn Ihr Team dankt es Ihnen mit hoher Motivation, Leistungsbereitschaft und Gesundheit.
>>> Hier geht’s zum Originalartikel in der Zahn-Zeitung Schweiz