Psychische Erkrankungen: Zweithäufigster Grund für Krankschreibungen
Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt, sodass Sie und Ihre Mitarbeitenden täglich hohen Beanspruchungen ausgesetzt sind. Immer mehr Mitarbeitende und ganze Teams fühlen sich gestresst, erschöpft oder haben mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen. Wussten Sie, dass stressbedingte psychische Erkrankungen heute – nach den muskuloskelettalen Krankheiten – der zweithäufigste Grund sind, warum Mitarbeitende krankgeschrieben werden?
Längere Ausfälle, mehr Stress
Darüber hinaus ziehen psychische Erkrankungen oft eine langwierige Arbeitsunfähigkeit nach sich, wodurch Mitarbeitende über einen längeren Zeitraum ausfallen können. Dies belastet kleine und mittlere Betriebe ganz besonders. Ferner gibt es neben der offiziellen Krankschreibung dann oft noch eine längere Phase des schrittweisen Wiedereinstiegs, die sich über mehrere Monate erstrecken kann. Viele Mitarbeitende erkennen nach ihrer Genesung auch, dass sie entweder den Wunsch haben, in Teilzeit zu arbeiten oder ihre Belastbarkeit nicht mehr auf demselben Level ist wie zuvor. Dadurch entstehen brenzlige Personalengpässe, die für Sie als Praxis-ChefIn oder Abteilungs-LeiterIn sowie für das restliche Team eine höhere Arbeitsbelastung und mehr Stress bedeuten.
Mit diesen 7 Tipps senken Sie Stress und Fehlzeiten Ihrer Mitarbeitenden
Als verantwortungsbewusste Führungskraft haben Sie die jedoch Möglichkeit, aktiv gegenzusteuern, sodass Ihre Mitarbeitenden nicht nur psychisch gesund und leistungsfähig bleiben, sondern auch langfristig motiviert bei der Arbeit sind. Indem Sie Ihr Verhalten bewusst gestalten, können Sie die Belastung Ihrer Mitarbeitenden bedeutend beeinflussen und somit die Häufigkeit von krankheitsbedingten Fehlzeiten reduzieren.
1. Schluss mit übermässiger Arbeitslast
Als Vorgesetzter haben Sie Einfluss auf viele Dinge, die die Arbeitsbelastung Ihres Teams betreffen. Dazu zählen der Umgang mit Zeitdruck, Unterbrechungen während der Arbeit und die Planung von Arbeitsabläufen.
Grundsätzlich sollte die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit ausreichen, um die Arbeit in Ruhe zu erledigen, mit Ausnahme von gelegentlichen Ausnahmen oder Spitzenzeiten. Achten Sie beispielsweise auf eine vernünftige Terminplanung Ihrer Mitarbeitenden, die Pausenzeiten mitberücksichtigt.
Geben Sie ihnen nicht dauerhaft mehr Arbeit, als diese potenziell bewältigen können. Wenn die administrative Arbeit beispielsweise nicht innerhalb der vereinbarten Zeit erledigt werden kann, nützt es Ihnen nichts, wenn Sie sich nerven und Ihre Mitarbeitende als „lahm“ taxieren. Stattdessen ist es wichtig, dass Sie mit der Mitarbeitenden zusammensitzen und offen darüber sprechen, um herauszufinden, woran es liegt. Allein schon wenn Sie unterbrechungsfreie Zeitblöcke einrichten, in denen Sie selbst und auch Ihr Personal sich ungestört einer einzigen Aufgabe widmen können, wird bereits Ihre Produktivität und Ihr Vorankommen um ein Vielfaches steigern.
Schauen Sie auch, wo welche Art der Unterstützung gegebenenfalls hilfreich wäre oder verteilen Sie Arbeitsaufgaben neu.
Scheuen Sie sich auch nicht, fürsorglich nachzufragen, ob es auf persönlicher Ebene Gründe gibt, die zu einem Leistungsabfall führen könnten. Heutzutage ist gut jede dritte Mitarbeitende emotional erschöpft. Möglicherweise hat auch jemand aus Ihrem Team diverse Sorgen und Ängste oder befindet sich privat in einer schwierigen Situation. Zeigen Sie als ChefIn in solchen Fällen Verständnis und Einfühlungsvermögen, können Sie einen bedeutenden Unterschied machen und die negativen Folgen belastender Situationen abfedern.
2. Lassen Sie Ihre Mitarbeitenden mitwirken
Damit Ihre Mitarbeitenden gesund bleiben, ist es wichtig, dass sie mitentscheiden können, wie sie ihre Arbeit einteilen und erledigen. Mitarbeitende die wenig Einfluss auf die Gestaltung ihrer Arbeit haben, sind gestresster und damit auch gefährdeter, krank zu werden und auszufallen.
Wenn Sie Ihre Mitarbeitenden fit, gut gelaunt und produktiv in Ihrer Praxis oder Abteilung sehen wollen, brauchen diese unbedingt die Möglichkeit, ihre Arbeit mitzubestimmen. Wie wäre es, wenn Sie zum Beispiel bei der Reihenfolge der Aufgaben oder bei der Festlegung der Prioritäten Ihrem Personal mehr Selbstbestimmung einräumen? Dies kann zum einen eine Arbeitserleichterung für Sie als ChefIn darstellen. Zum anderen verstärkt es das Gefühl bei der Mitarbeiterin, gesehen zu werden und fördert somit ihre Wahrnehmung, am Arbeitsplatz wertgeschätzt zu werden. Je mehr Mitbestimmung Ihr Personal bei der Frage „Wie arbeite ich?“ hat, desto besser für die psychische Gesundheit und auch für den Erfolg Ihrer Praxis oder Klinikabteilung.
3. Klare Verantwortlichkeiten und offene Kommunikation
Es ist wichtig, dass Ihre Mitarbeitenden Rollen und Aufgaben im Team gut verstehen. Das bedeutet, dass sie klar darüber sein sollten, wofür ihr Job da ist, wie er in den Gesamtablauf und auch die Zusammenarbeit mit anderen Jobs eingebunden ist.
Stellen Sie sicher, dass Ihre Mitarbeitenden genau wissen, was Sie von ihnen erwarten und welche Anforderungen Sie an sie stellen: Kommunizieren Sie Ihrem Personal klare Ziele und Erwartungen, welche Verantwortungsbereiche sie haben und welche Aufgaben zu ihren Aufgaben gehören. Aber auch in welchen Bereichen sie selbstständig Entscheidungen treffen dürfen.
Es ist besser, wenn Sie immer wieder darüber sprechen, um Stress aufgrund von Missverständnissen zu vermeiden und allfällige Kurskorrekturen rechtzeitig vorzunehmen. Zudem stellen Sie damit sicher, dass alle Bescheid wissen und schaffen damit Klarheit und Orientierung für Ihre Teammitglieder. Dadurch verhindern Sie auch, dass wertvolle Energie an Leerläufe oder Doppelspurigkeiten verloren geht.
Im Idealfall erzeugen Sie als Praxis-ChefIn oder Abteilungs-LeiterIn eine attraktive und überzeugende Vision für Ihre Praxis und Ihre Patienten und verstehen es, Ihr Team dafür zu begeistern.
4. Sinn als Schlüssel zu Motivation und Leistung
Menschen streben nach Selbstentfaltung und sind auf der Suche nach Sinn und Bedeutung. Wenn die Bedingungen es zulassen, dann sind sie von innen heraus motiviert und müssen nicht ständig mit Gehaltserhöhungen oder Bonuszahlungen bei der Stange gehalten werden. Dementsprechend ist es von grosser Bedeutung, dass Ihre Mitarbeitenden den Sinn und Zweck ihrer jeweiligen Aufgaben verstehen, egal wie schlicht diese sein mögen.
Wenn Sie Fragen stellen, können Sie herausfinden, welchen Sinn Ihre Mitarbeitenden in ihrer Arbeit sehen. Zum Beispiel könnten Sie gerade Ihren jungen Mitarbeitenden fragen: „Wie trägt deine Arbeit zum grossen Ganzen bei?“ oder „Warum denkst du, ist deine Aufgabe wichtig für unseren Praxis- bzw. Unternehmenserfolg?“
Dadurch haben Sie einerseits die Möglichkeit abzuchecken, inwieweit Ihre Mitarbeitende die Abläufe schon verstanden hat. Und andererseits können Sie gegebenenfalls weitere Erklärungen geben, um das grosse Ganze besser begreifbar zu machen.
Wenn Ihre Teammitglieder in Ihren Aufgaben und ihrem Handeln Sinn erleben, wird ihre Arbeit für sie bedeutsam und bekommt eine klare Ausrichtung. Sie fühlen sich Ihnen als ihrer ArbeitgeberIn zugehörig und haben ein Gefühl von Stimmigkeit.
Äusserst ungünstig für die Resilienz und Gesundheit ist es, Ihren Mitarbeitenden einfach nur zu sagen: „Mach das, weil ich es dir sage.“
5. Stärken Sie die Bindung Ihres Personals
Bieten Sie Ihrem Personal regelmässig Weiterbildungen und Entwicklungsmöglichkeiten an, um ihre Kompetenzen stetig zu erweitern. Durch neue Inspiration und Reize halten Sie die Arbeit einerseits interessant und schützen andererseits Ihr Team auch vor Überforderung durch Unwissen. Unsere Arbeitswelt entwickelt sich rasant weiter. Um bestehen zu können und Ihre Praxis auf Erfolgskurs zu halten, dürfen Sie neben Ihren fachlichen auch Ihre persönlichen Skills stets weiterentwickeln.
Angenommen, Sie haben neue Arbeitsprozesse in Ihrer Praxis oder Abteilung eingeführt. Es ist förderlich für die Gesundheit Ihres Teams, sicherzustellen, dass jede und jeder Einzelne die neuen Prozesse versteht. Dazu sollten Sie auf die Bedürfnisse jedes Teammitglieds individuell eingehen und die notwendigen Informationen geben, bis alle den neuen Ablauf richtig verinnerlicht haben. Das ständige Gefühl der Unsicherheit „Wie muss ich das machen?“, „Wie war das noch mal?“ und „Ich kann das immer noch nicht!“ provozieren Stress und das Gefühl, nicht gut genug und der Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Das macht unzufrieden, traurig und krank. Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten spielen eine grosse Rolle bei der Motivation und Zufriedenheit und somit auch für die Bindung Ihres Personals an Ihr Unternehmen.
6. Gesundheitsbooster Anerkennung
In manchen Praxiskulturen geistert immer noch die Haltung rum: „Die wird ordentlich bezahlt, also darf ich als ChefIn auch XY erwarten.“ Aber selbst gut bezahlte Mitarbeiter verdienen Anerkennung, denn Geld allein reicht nicht aus. Die Motivation durch finanzielle Anreize verliert nach kurzer Zeit an Wirkung, unabhängig von der Höhe der Gehaltserhöhung oder des Bonus.
Das Erkennen und Würdigen von guter Arbeit dagegen ist goldige Faktor, damit sich Ihr Personal gesehen und wohl fühlt und mit Freude an die Arbeit geht. Dementsprechend dürfen Sie Ihre Anerkennung explizit zum Ausdruck bringen, indem Sie die getane Arbeit bewusst wahrnehmen, anerkennen und Ihr Personal dafür loben. Sie werden staunen, was das für in puncto Arbeitsklima in Ihrer Praxis ausmacht!
7. Gegenseitige Unterstützung
Wenn Sie als Praxis-ChefIn oder Abteilungs-LeiterIn eine Atmosphäre schaffen, die von gegenseitiger Unterstützung geprägt ist, haben Sie ein weiteres wesentliches Element für die Gesundheit Ihres Personals aufgestellt.
Die Unterstützung kann sowohl von den anderen Kollegen im Team kommen als auch von Ihnen als ChefIn. Es geht darum, ein Klima zu kreieren, in dem es möglich ist, offen auszusprechen: „Ich weiss nicht, wie es geht.“, „Ich komme nicht weiter und habe Angst, Fehler zu machen.“, „Ich habe Schwierigkeiten, das Problem zu lösen.“ Oder auch: „Ich bin total erschöpft und brauche Hilfe“.
Es braucht viel Mut und Überwindung als Mitarbeitende diese Dinge überhaupt erst auszusprechen. Viele Menschen fürchten sich davor, als nicht belastbar oder dumm abgestempelt zu werden. Sie haben Angst, ihr Selbstbild zu ramponieren oder einen Knick in der beruflichen Laufbahn zu bekommen. Vielen Menschen fällt es zudem schwer, um Hilfe zu bitten. Von aussen wird das dann als (scheinbare) Passivität und Initiativlosigkeit wahrgenommen oder unproduktives Vor-sich-hin-Gewurstel. Als Praxis-ChefIn wird Sie das vermutlich ärgern. Versuchen Sie daher, Ihre Perspektive zu wechseln und solche Aussagen ausdrücklich willkommen zu heissen und empathisch darauf zu reagieren: „Danke, für deine offene Rückmeldung. Lass uns schauen, wie wir dir helfen können.“ Seien sie dankbar, wenn Sie erfahren dürfen, wo Ihre Mitarbeitenden stehen. Denn dann haben Sie auch die Möglichkeit zu reagieren.
Indem Sie ein Umfeld fördern, in dem Teammitglieder sich unterstützen und füreinander da sind, tragen Sie erheblich dazu bei, Stress zu reduzieren und das Wohlbefinden Ihrer Mitarbeitenden zu steigern. Das ist die Art von Kultur, die Mitarbeitende gerne zur Arbeit kommen lässt und an Ihrem Arbeitsplatz hält.
Gesundheitsfördernde Führung hält Sie auf Erfolgskurs
Als verantwortungsbewusste Führungskraft haben Sie es tatsächlich zu einem grossen Teil in der eigenen Hand, durch gezielte Massnahmen die psychische Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden zu fördern und krankheitsbedingte Ausfälle in Ihrer Praxis zu einem grossen Teil zu verhindern. Indem Sie die Arbeitsbelastung reduzieren, Mitbestimmung ermöglichen, klare Verantwortlichkeiten schaffen, Sinn vermitteln, Weiterbildung unterstützen, Anerkennung geben und gegenseitige Unterstützung fördern, können Sie langfristig ein loyales, leistungsstarkes Team aufbauen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit diesen Tipps.
Wenn Sie professionelle Unterstützung bei der Umsetzung dieser Massnahmen wünschen, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie mich ungeniert, um mehr über meine Dienstleistungen zu erfahren und gemeinsam die Gesundheit und Leistungsfähigkeit Ihres Teams zu stärken.